It’s time to close the deal, Mr. Trump
“because much more often than you’d think, sheer persistence is the difference between success and failure.”
Donald J. Trump, Trump: The Art of the Deal
Bis vor wenigen Tagen schien der US – Präsidentschaftswahlkampf bereits vorzeitig entschieden zu sein. Die Taktik der Demokraten, Donald Trump unablässig zu attackieren und sein angebliches sexuelles Fehlverhalten in den Vordergrund zu stellen, lenkte den Fokus der öffentlichen Debatte von einer Diskussion wichtiger Sachfragen auf eine private Schlammschlacht, die in der politischen Geschichte ihresgleichen sucht. Nach dem Einbruch der Umfragewerte Donald Trumps im August, den neuerlichen Rückschlägen nach der ersten Fernsehdebatte Ende September und der medialen Verbreitung der notorischen Access Hollywood Tapes im Oktober, taumelte Donald Trump wie ein angeschlagener Boxer durch den Ring und das Publikum hielt gebannt den Atem an, jeden Moment auf den endgültigen K.O. Schlag wartend.
Mit Freitag, den 28.10.2016, änderte sich die Situation jedoch schlagartig. Im Laufe des Tages sickerte die Information an die Öffentlichkeit, dass FBI Director James Comey neuerliche Ermittlungen in der Email Affäre um Hillary Clintons gesetzwidrig verwendeten privaten Email Server aufnimmt. Die auf einem privaten Laptop, der von Hillary Clintons engster Vertrauter Huma Abedin und deren früherem Ehemann Anthony Weiner benützt wurde, gefundenen Emails scheinen von einer derartigen Brisanz zu sein, dass sie das FBI dazu bewegen, rund eine Woche vor Beginn der Präsidentschaftswahl eine bereits abgeschlossene Untersuchung neu aufzurollen. Die politischen und damit auch wirtschaftlichen Konsequenzen dieser Entscheidung sind enorm: Selbst wenn es Donald Trump nicht mehr gelingen sollte, seinen beachtlichen Rückstand in den Umfragewerten aufzuholen, sind zumindest die Chancen gestiegen, dass die Republikaner sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat ihre Mehrheit behalten. Eine politisch angeschlagene, von einem unablässigen Trommelfeuer potenzieller strafrechtlicher Ermittlungen gebeutelte Präsidentin Hillary Clinton wäre nahezu handlungsunfähig, ihr politisches Kapital fatal geschwächt. Ihre Amtszeit könnte derjenigen Richard Nixons ähneln, der sich nach rund zweijährigen Ermittlungen in der Watergate Affäre zum Rücktritt gezwungen sah und seine Nation in eine tiefe Krise stürzte. In einer Periode sich aufschaukelnder geopolitischer Spannungen wären die USA zunehmend mit sich selbst beschäftigt, wichtige strukturelle Reformen könnten in einem derart vergifteten politischen Klima nicht beschlossen werden.
Kürzlich veröffentlichte Meinungsumfragen geben jedoch Hoffnung, dass ein solches Szenario nicht zwangsläufig Wirklichkeit werden muss: Die Ergebnisse der folgenden, von ABC News und der Washington Post gemeinsam durchgeführten Wählerbefragung, zeigen, dass Donald Trump seinen Rückstand innerhalb weniger Tage nahezu vollständig aufholen konnte.
Hillary Clinton kann gemäß den Umfrageresultaten rund eine Woche vor der Wahl landesweit mit etwa 46 Prozent der Wählerstimmen rechnen, Donald Trump kommt auf 45 Prozent der Stimmen und liegt somit nahezu gleichauf. Da die Umfragewerte einer statistischen Schwankungsbreite von +/- 3 Prozentpunkten unterliegen, ist eine exakte Vorhersage des Wahlsiegers derzeit nicht möglich, eine lange, nervenzerreißende Wahlnacht steht uns allen bevor.
Die Ironie des Schicksals: Hillary Clinton begann ihre politische Karriere im Jahr 1976, damals frischgebackene Absolventin der Yale Law School, als Mitarbeiterin der Untersuchungskommission in der Watergate Affäre. Nun, 40 Jahre später, ereilt sie ihr persönliches Watergate. Ihre Glaubwürdigkeit ist durch immer neue Skandale erschüttert, das Ausmaß der persönlichen Bereicherung und Korruption in der angeblich rein karitativen Clinton Foundation entsetzt selbst die demokratischen Kernwähler und die nun öffentlich gewordene Auseinandersetzung mit dem FBI mobilisiert bisher unentschlossene moderate Republikaner sowie Parteiunabhängige, Donald Trump ihre Stimme zu geben.
Sollte am 8. November tatsächlich die Sensation wahr werden und Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA gewählt werden, dürfte dies die internationalen Börsen an den darauffolgenden Tagen kurzfristig deutlich einbrechen lassen. Die effektiven Renditen der richtungsweisenden 10jährigen US – Staatsanleihen würden im Gegenzug in Richtung der Rekordtiefstände des heurigen Sommers sinken. Es wäre jedoch fatal, sich von diesen kurzfristigen Panikreaktionen, hervorgerufen durch allzu pessimistische Prognosen zahlreicher so genannter Experten, täuschen zu lassen. Wie bereits in den Tagen nach dem Brexit Votum im Juni 2016 dürften sich die Märkte rasch erholen, die kurzfristige Schockreaktion wird mit großer Wahrscheinlichkeit einem langfristigen Kursanstieg weichen. Denn eines ist klar: Seit dem Amtsantritt Ronald Reagans 1981 gab es keinen Präsidenten mit einer derart wirtschafts- und börsenfreundlichen Ausrichtung. Donald Trumps Contract With The American Voter beinhaltet eine Vielzahl struktureller Reformen und das Versprechen massiver Steuersenkungen und Deregulierungen. Eine Steuerreform soll die Anzahl der Steuerklassen von 7 auf 3 senken, die Steuerlast einer typischen Mittelklassefamilie um rund 35 Prozent reduziert werden. Die Körperschaftssteuer wird von aktuell 35 Prozent auf 15 Prozent sinken, was Unternehmen dazu bewegen soll, derzeit im Ausland geparktes Kapital wieder in die USA zu repatriieren und für inländische Investitionen zu verwenden. Ein daraus resultierender massiver Anstieg der rückläufigen Unternehmensinvestitionen soll das Wirtschaftswachstum auf mindestens 4 Prozent verdoppeln und 25 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen. Zusätzlich sind Infrastrukturinvestitionen in Höhe von einer Billion US Dollar (finanziert mittels Private Public Partnership) und eine Ausweitung der Militärausgaben geplant. 1981 wurde Ronald Reagan mit dem Slogan Let’s make America great again mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten gewählt, Donald Trumps Wirtschaftsprogramm könnte 35 Jahre später das Mutterland des Kapitalismus in neuer Blüte erstrahlen lassen. Steuersenkungen und eine expansive Ausgabenpolitik werden es der Notenbank zudem ermöglichen, die Leitzinsen zu normalisieren. Dies sollte den Banken- und Versicherungssektor gesunden lassen, höhere Marktzinsen werden zudem die Defizite der Pensionskassen schrumpfen lassen und auch dem Durchschnittsbürger eine ertragreiche Altersvorsorge ermöglichen.
Das turbulente politische Jahr 2016 könnte am 8. November um ein weiteres Kapitel reicher sein, betitelt mit der großen Überschrift: The Art of the Comeback. Ein Comeback der amerikanischen Volkswirtschaft, ein Comeback des amerikanischen Aktienmarktes und ein Comeback einer beinahe in Vergessenheit geratenen Ära, als Anleger zweistellige Jahresrenditen einfahren konnten und auch festverzinsliche Wertpapiere auskömmliche Renditen boten.