Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein.
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man,
Blieben darunter verborgen und dann
Würde, was uns groß und wichtig erscheint,
Plötzlich nichtig und klein.
Reinhard Mey 1974
September 2005: Die amerikanische Fluglinie Delta Airlines beantragt Insolvenz nach Chapter 11. Der Schuldenberg von mehr als 20 Milliarden US Dollar erdrückt die Fluggesellschaft, die hohen Treibstoffkosten und die exorbitanten Pilotengehälter machen eine Fortführung des regulären Flugbetriebes unmöglich.
Machen wir einen Zeitsprung in die Gegenwart und halten uns dabei stets die prekäre Situation des Jahres 2005 vor Augen, erscheint die Genesung von Delta Airlines beinahe wie ein Wunder. Zwei Jahre nach Beantragung der Insolvenz stieg das Unternehmen wie Phoenix aus der Asche erneut in den blauen Himmel empor. Die Fusion mit Northwest Airlines im Jahre 2008 und die allgemeine Marktbereinigung des amerikanischen Zivilflugsektors ließen das Unternehmen zusehends gesunden, die ruinösen Preiskämpfe der Vergangenheit verblassten am Horizont.
Neben der bilanziellen Sanierung und den personellen Restrukturierungen trägt ein bedeutender Faktor dazu bei, dass Delta Airlines im Jahre 2016 eine der attraktivsten Investmentgelegenheiten am amerikanischen Aktienmarkt darstellt: Der Ölpreis befindet sich seit rund 2 Jahren im stetigen Sinkflug, von mehr als 110 US Dollar pro Barrel stürzte er auf ein Niveau von rund 50 US Dollar. Diese Entwicklung spiegelt sich ebenfalls im Kerosinpreis, für Fluglinien neben den Pilotengehältern der bedeutendste Kostenfaktor, wider.
Betrug der Kerosinpreis im Jänner 2014 rund 3,2 US Dollar pro Gallone, drittelte sich das Preisniveau innerhalb von nur 24 Monaten auf rund 1,1 US Dollar pro Gallone im Jänner 2016. Trotz der im Jahresablauf leicht ansteigenden Rohölpreise verharrt der Kerosinpreis weiterhin auf einem moderaten Niveau, der derzeit aktuellste verfügbare Monatswert wird mit 1,29 Dollar pro Gallone im Juli 2016 angegeben.
Diese massive Senkung der Inputkosten, verbunden mit einem weniger scharfen Wettbewerb aufgrund der Marktkonsolidierung (neben Delta Airlines sind am amerikanischen Markt mit American Airlines, United Continental und Southwest Airlines nur drei weitere bedeutende Fluglinien vertreten), macht Airlines im Jahr 2016 für wertorientierte Anleger zu einer attraktiven Investmentgelegenheit.
Aus den 4 großen Fluglinien sticht Delta Airlines aufgrund ihrer Marktposition, dem erfolgreichen Management, der Kundenorientierung und nicht zuletzt der hervorragenden Fundamentaldaten hervor.
Bei einer Marktkapitalisierung (Börsenwert) von derzeit rund 31 Milliarden US Dollar errechnet sich ein Enterprise Value von etwa 36 Milliarden US Dollar. Dieser Wert ergibt sich aus der Addition dieses Börsenwertes und der für Ende 2016 erwarteten Nettoverschuldung von rund 5 Milliarden US Dollar. Für den wertorientierten Anleger ist eine weitere Kennzahl von entscheidender Bedeutung: Er weiß, dass sich der Unternehmenswert für den Aktionär aus dem abgezinsten freien Barmittelzufluss (Free Cashflow) ergibt, dies ist der Barmittelzufluss aus der operativen Geschäftstätigkeit abzüglich der getätigten Investitionen (Instandhaltungs- und Erweiterungsinvestitionen). Bei einem erwarteten operativen Cashflow von rund 8 Milliarden US Dollar beträgt der geschätzte Free Cashflow 2016 5 Milliarden US Dollar. Dies bedeutet, dass der Anleger, unter Berücksichtigung des derzeitigen Aktienkurses von 41 US Dollar, Delta Airlines zum 7-fachen des für das Jahr 2016 erwarteten Free Cashflows erwerben kann. Oder, anders ausgedrückt: Die Free Cashflow Rendite, bezogen auf den Unternehmenswert von 36 Milliarden US Dollar, beträgt stattliche 14 Prozent.
Dies macht Delta Airlines zu einer der am attraktivsten bewerteten Aktien am amerikanischen Kurszettel, die turbulente Vergangenheit schreckt zahlreiche zittrige Anleger immer noch von einer Investition ab und bietet dem nervenstarken wertorientierten Investor somit eine einmalige Chance. Auch bei einer langfristigen Verdoppelung des Aktienkurses auf 82 US Dollar und stagnierenden Erträgen wäre das Unternehmen mit einer Free Cashflow Rendite von 7 Prozent und einem KGV von rund 14 immer noch attraktiv bewertet. Zum Vergleich: Das KGV des marktbreiten S&P 500 beträgt derzeit rund 18, selbst bei einer Kursverdoppelung und ohne weiteres Gewinnwachstum wäre Delta Airlines also mit einem Bewertungsabschlag von mehr als 20 Prozent zu erwerben.
Nach einer langen, entbehrungsreichen Durststrecke verleihen Airlines den Depots wertorientierter Anleger wieder Flügel. Externe Ereignisse wie Terroranschläge, Kriege oder Schwankungen des Ölpreises können zwar zu kurzfristigen Kurseinbrüchen führen, diese stellen für den langfristig orientierten Anleger jedoch Kaufgelegenheiten dar. Er kann seine Aktienbestände stetig aufstocken und wie Reinhard Mey im Jahr 1974 von der grenzenlosen Freiheit über den Wolken träumen, und von grenzenlosen Renditen…