Entwicklung des US Dollar

 

 

King Dollar will rule again

 

„The dollar is our currency, but it’s your problem,“

John Bowden Connally, Jr., US Finanzminister; 1971 anlässlich des G-10 Treffens in Rom

 

Die Geschichte des US-Dollar, der spätestens mit Ende des Zweiten Weltkrieges das Britische Pfund als Weltleitwährung ablöste, ist so wechselhaft und volatil wie der Chart, der die Wechselkursentwicklung im Vergleich zu den wichtigsten Handelspartnern der USA abbildet:

Die Entwicklung des US-Dollar-Index lässt sich am besten im Vergleich zu einem gewichteten Währungskorb der bedeutendsten Handelspartner der USA (die prozentuelle Gewichtung der einzelnen Währungen erfolgt gemäß dem Anteil am Außenhandel mit den USA) darstellen. Zu den wichtigsten Währungen zählen das Britische Pfund, der Euro, der Kanadische Dollar, der Japanische Yen sowie der Schweizer Franken.

1971, als der damalige amerikanische Finanzminister vor internationalen Journalisten seine berühmte Aussage tätigte, waren die USA dabei, aus dem Bretton Woods System fester Wechselkurse auszusteigen und eine massive kompetitive Abwertung des US-Dollar in Gang zu setzen. Erst zu Beginn der 80er Jahre trat eine Stabilisierung des Dollar Index ein, der Wirtschaftsboom der Reagan Jahre und die Zähmung des gefürchteten Inflationsgespenstes bewirkten eine massive Dollar Aufwertung.

Für internationale Investoren, die an der Entwicklung des amerikanischen Aktienmarktes partizipieren möchten, ist die Entwicklung der Wechselkurse von entscheidender Bedeutung, sie kann, unabhängig von der eigentlichen Aktienperformance, über Gewinne und Verluste entscheiden. Die langfristigen jährlichen Erträge an den Kapitalmärkten belaufen sich auf rund 6 bis 8 Prozent. Betrachtet man die historische Entwicklung des Dollar Index, wird ersichtlich, dass jährliche Schwankungen von 10 Prozent und mehr durchaus möglich sind. Diese Schwankungen können somit, im Falle eines für ausländische Anleger ungünstigen Verlaufes, die Gewinne eines einzelnen Jahres völlig ausradieren.

Neben diesen Risiken sollte jedoch eines nicht vergessen werden: Gelingt es dem Anleger, beispielsweise einem Investor aus der Eurozone, die Entwicklung des US-Dollar korrekt vorherzusehen, kann er die Erträge seines Aktienportfolios noch zusätzlich steigern. Wird die border adjustment tax, deren ökonomische Auswirkungen in der letzten Ausgabe des  ValueInvestor Börsenbriefes analysiert wurden, wie geplant beschlossen, winkt europäischen Anlegern ein signifikanter Einmalertrag. Investoren sollten daher bereits jetzt, in Erwartung der künftigen Steuerreform, ihr Portfolio verstärkt auf den amerikanischen Aktienmarkt ausrichten und US-Value-Aktien überdurchschnittlich hoch gewichten.

Experten erwarten, dass die Umsetzung der border adjustment tax zu einer Beschleunigung des amerikanischen Wirtschaftswachstums, einem reduzierten Außenhandelsdefizit und einem höheren Zinsniveau führen sollte. All diese Faktoren sprechen für eine erhebliche Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro. Eine rasche, massive Aufwertungswelle in der Größenordnung von 15 bis rund 25 Prozent ist durchaus realistisch.

Die Verteuerung der Importe aufgrund der mangelnden steuerlichen Abzugsfähigkeit importierter Vorleistungen, sowie die indirekte Exportsubvention werden die Dollarnachfrage deutlich ansteigen lassen. Da rationale Anleger bereits in Erwartung einer solchen Entwicklung agieren, ist schon vor der rechtlichen Umsetzung einer solchen Reform eine massive Liquidationswelle ausländischer Investmentportfolios durch amerikanische Anleger zu erwarten. Diese werden ihre veranlagten Gelder, in Erwartung der zukünftigen Dollar Aufwertung, in die USA repatriieren und damit die befürchtete Dollar Aufwertung zum Teil selbst auslösen. Ausländische Unternehmen und auch zahlreiche Schwellenländer, die sich zu einem großen Teil in US-Dollar verschulden, werden versuchen, sich an den Devisenmärkten ausreichende Dollar Reserven zu beschaffen, um bei Fälligkeit ihrer Fremdwährungsverbindlichkeiten über die nötigen Dollar Bestände zu verfügen.

Ein Run auf den US-Dollar ist somit durchaus möglich. Devisenmärkte neigen im Allgemeinen zu einer überschießenden Entwicklung, die dazu beiträgt, dass die Wechselkurse sich temporär weit von ihren fundamental gerechtfertigten Werten entfernen. Eine entscheidende Rolle dürfte dabei die FED spielen: Erhöht die US-Notenbank ihre Leitzinsen in Erwartung eines steigenden Wirtschaftswachstums und einer zunehmenden Inflation stärker als vorhergesehen, lässt die dadurch entstehende Zinsdifferenz den Dollar noch deutlicher aufwerten. Eine Aufwärtsspirale wie in den 80er Jahren, die erst durch das  Plaza Abkommen gestoppt wurde, ist durchaus im Bereich des Möglichen. Damals wertete der US-Dollar innerhalb weniger Jahre um mehr als 40 Prozent auf!

Unsere Empfehlung an langfristig orientierte Anleger: Obwohl der amerikanische Aktienmarkt nicht mehr günstig bewertet ist und internationale Handelsplätze auf den ersten Blick attraktivere Einstiegsniveaus bieten, ist eine Übergewichtung von US-Value Titeln zu empfehlen. Die Umsetzung der border adjustment tax ist zwar nicht gesichert und kann durchaus im Senat, in dem die Republikaner nur über eine knappe Mehrheit verfügen, scheitern, doch bereits die Wahrscheinlichkeit einer kurzfristig eintretenden Dollar Aufwertung liefert ein ausreichendes Argument, um in US Aktien investiert zu bleiben.